Mittwoch, 28. Mai 2014

EP-Review: I Fight Lions - Sesiwn C2


Info
Bandname: I Fight Lions
EP-Titel: Sesiwn C2
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsdatum: 19.05.2014
Label: n.a.
Herkunft: Wales

Sie schlagen wieder zu! I FIGHT LIONS, ihres Zeichens Band meines persönlichen letztjährigen Albums des Jahres, haben erneut eine kleine Kurz-EP veröffentlicht. Produziert wurde das Ganze von Ex-KIDS IN GLASS HOUSES und THE BLACKOUT-Produzent Romesh Dodangoda, wodurch ein durchaus verändertes Klangbild entstand.

Sesiwn C2 klingt rockiger als das selbstbetitelte Debütalbum. Der Gesang ist nicht ganz so laut wie auf dem Vorgänger – eine Sache, die bei uns NRR-Schreibern damals für eine kleine Diskussion gesorgt hatte. Die Gitarren haben etwas mehr Druck, was besonders beim Intro des Openers „Geiriau Iawn Ar Goll“ auffällt. Ein leichter Hall auf dem Gesang sorgt ebenfalls für einen überraschenden Effekt. Das Songwriting nimmt sich im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls nicht besonders viel. Es scheint als hätten die Jungs ihren Stil vorerst gefunden.

Besonders hervorheben möchte ich „Gwefr y Gwyll“ (über die Sprache habe ich ja schon in den ersten zwei Reviews genug Worte verloren, was es trotzdem nicht einfacher macht, die Titel zu buchstabieren bzw. gar auszusprechen). Die Nummer erinnert mich produktionstechnisch stark an die ein oder andere THE BLACKOUT-Produktion, auch wenn sich das musikalisch natürlich nur wenig vergleichen lässt. Was besonders hervorsticht sind der Refrain und der kleine Aufbau gegen Ende, durch den der Titel noch einmal stark an Kraft zulegt.

Der leider bereits letzte Titel der EP ist „Y Dyddiau Aur“, der recht ruhig beginnt und durch seine Struktur durchaus auch auf dem Vorgänger hätte landen können. Pluspunkt der EP ist die Produktion, die mir persönlich gut gefällt und eventuell auch im Vergleich mit dem Album besser abschneiden kann. Die musikalische Weiterentwicklung war auf einer EP nicht zu erwarten, daher fällt das Songwriting weder positiv noch negativ ins Gewicht. Die Anzahl der Titel allerdings ist ein kleines minus, da mir drei Lieder ein bisschen zu wenig sind.

Hörtipp: „Gwefr y Gwyll“

Die EP gibt es übrigens kostenlos hier: http://ifightlions.com/album/sesiwn-c2. Wenn man ein oder zwei Euro zuviel auf dem Konto hat, kann man diese allerdings auch als kleine Spende an die Jungs weiterleiten.

Bewertung: 6 von 8 Punkten

Tracklist:
1. Geiriau Iawn Ar Goll
2. Gwefr y Gwyll
3. Y Dyddiau Aur

Besetzung:
Vocals, Gitarre: Hywel Pitts
Gitarre: Dan Owen
Bass: David Thomas
Drums: Rhys Evans

Mittwoch, 21. Mai 2014

CD-Review: Blood Red Shoes - Blood Red Shoes


Info
Bandname: Blood Red Shoes
Albumname: Blood Red Shoes
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsdatum: 28.02.2014
Label: Jazz Life
Herkunft: England

Seit THE JOY FORMIDABLE mich in ihren Bann gezogen haben, finde ich es ja immer wieder erstaunlich, wie wenig Leute so viel Energie in ihre Musik übertragen können. BLOOD RED SHOES sind ein ebenso gutes Beispiel für mein Erstaunen, zumal sie nur zu zweit ähnlich viel Energie produzieren. Das neueste selbstbetitelte Album erschien Ende Februar und wird diese Woche von mir unter die Lupe genommen.

Leider kenne ich die früheren Werke der Band nicht, weshalb mir dort keine Vergleichsmöglichkeiten offen stehen und ich dadurch rein auf meinen Geschmack vertrauen werde. Aufgenommen und produziert wurde die Scheibe in Berlin, ohne Produzenten (ja, auch das ist ein Weg, den manch andere Band eventuell einmal gehen könnte).

Blood Red Shoes beginnt mit dem instrumentalen Opener „Welcome Home“, der vor Energie nur so strotzt und ordentlich mitzieht. Man merkt eigentlich schon von Anfang an nicht ein bisschen, dass es sich hierbei nur um zwei Personen handelt. „Everything All At Once“ folgt gleich im Anschluss. Treibende Strophe, Effekte auf dem Mikro (wie ich es auch schon von TJF gewohnt bin) und generell eine sehr interessante Art des Songwritings.

„An Animal“ ist der Song, der mich auf die beiden erstmals aufmerksam gemacht hat. Mir gefällt besonders das leicht punkige Riff der Strophe und der rockige Endspurt. Leider ist der Titel für meinen Geschmack etwas zu kurz, live aber dafür umso rockiger. Bei „Greysmoke“ wird erstmals der Gesangspart getauscht. Wo vorher hauptsächlich Schlagzeuger Steven Ansell gesungen hat und Gitarristin Laura-Mary Carter die Backings übernahm, dreht sich das in der Nummer zum ersten Mal um. Der Song ist etwas ruhiger, etwas mehr Indie als die beiden Vorgänger und sorgt damit für etwas Abwechslung.

Auch „Far Away“ beginnt etwas ruhiger. Der Gesang wechselt zwischen beiden hin und her und erinnert mich im Refrain stark an die erste TJF-Platte, was bei mir Punkte einbringt, da der Song trotz allem eine ganz eigene Note besitzt. „The Perfect Mess“ legt dann wieder einen Zahn zu, mehr Rock, weniger Mystik. Die Strophe geht trotzdem durch die tiefen Gitarrenklänge leicht in Richtung Doom (wobei mir besonders JEX THOTH in den Sinn kommen), auch wenn der Song um einiges schneller ist. Wieder gefällt mir das stark rockige Ende, ein Stil, mit dem sie bei mir offene Türen einzurennen scheinen.

„Behind a Wall“ ist anfangs wieder ein ruhigerer Vertreter, sorgt aber im Refrain bei mir für einen Instant-Dauerohrwurm, der nur noch von einem späteren Song getoppt wird. Bisher macht die Scheibe einen recht guten Eindruck und läuft auch ohne Probleme oder den Drang, jetzt einmal etwas anderes hören zu wollen, durch. „Stranger“ ist ein weiterer Ohrwurmkandidat. Das Intro erinnert mich an LOSTPROPHETS' „Sway“ (ja, genau; die Band, über die niemand mehr reden will/kann/darf). Generell geht es hier etwas mystischer zu, was sicher auch mit der angenehmen Stimme der Gitarristin zu tun hat und mir gut in die Ohren geht. Mein Trommelfell kann für gute vier Minuten etwas entspannen.

Der absolute Ohrwurm folgt allerdings mit „Speech Coma“, der vor Gitarreneffekten strotzt und im Refrain dafür sorgt, dass man einfach mitmachen muss. Die musikalische Explosion gegen Ende des Titels sorgt dafür, dass ich mich für diesen Song als meinen Favoriten für Blood Red Shoes festlegen kann. „Don't Get Caught“ ist im Refrain etwas härter, als ich das von den anderen Nummern bisher gewohnt bin. Sicher ein ganz guter Song, der aber nach den drei Vorgängern untergeht, auch wenn er im Mittelteil einen starken Moment hat.

„Cigarettes in the Dark“ überzeugt mich mit dem leichten Hall auf dem Schlagzeug und den netten Effekten im Hintergrund, bevor er dann im Refrain erneut leicht doomig vor sich hin groovt. Den großartigen Abschluss des Albums bildet allerdings das mystische „Tightwire“, das auf LP wahrscheinlich noch viel besser zum Nachdenken anregt als es das auf CD schafft. Nach diesem Abschluss bleibt man tatsächlich erst einmal ein paar Sekunden sitzen und lässt den Titel auf sich wirken.

Fazit: Mystisch, rockig und energiegeladen, wenn auch hier und da ein wenig zu starr. Ein gutes viertes Album, dass mich in mehreren Momenten richtig gepackt hat, aber mich trotzdem nicht davon überzeugen kann, in den grünen Bereich zu gehören.

Hörtipps: „An Animal“, „Behind a Wall“, „Stranger“, „Speech Coma“, „Tightwire“

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Welcome Home
2. Everything All At Once
3. An Animal
4. Greysmoke
5. Far Away
6. The Perfect Mess
7. Behind a Wall
8. Stranger
9. Speech Coma
10. Don't Get Caught
11. Cigarettes in the Dark
12. Tightwire

Besetzung:
Gesang, Gitarre: Laura-Mary Carter
Gesang, Drums: Steven Ansell

Mittwoch, 14. Mai 2014

CD- Review: My Own Army - Too Many Faces


Info
Bandname: My Own Army
Albumname: Too Many Faces
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsdatum: 03.04.2014
Label: RVPrecords
Herkunft: Niederlande

Holland ist ja jetzt nicht gerade bekannt für seine großen Rockbands. Sicher werden ein paar von euch schon von GOLDEN EARRING oder WITHIN TEMPTATION gehört haben, aber mir persönlich sind unsere Nachbarn noch nicht großartig musikalisch aufgefallen. Deshalb wird es Zeit, dass man mal etwas über MY OWN ARMY schreibt. Vor etwas über einem Monat haben diese ihr zweites Studioalbum Too Many Faces veröffentlicht.

Der Titelsong beginnt recht melancholisch, was einen aber genau in die generelle Album-Atmosphäre wirft. Gesanglich klingt das Ganze für mich stark nach einem Mix aus Billy Corgan (SMASHING PUMPKINS) und FUNERAL FOR A FRIEND's Matthew Davies. Trifft wahrscheinlich nicht jeden Geschmack, passt aber definitiv zur musikalischen Grundstimmung. Einziges Manko: die Gitarren klingen zu künstlich und sind mir persönlich zu leise. Da geht einiges an Power verloren. Genau dieses Manko wird bei „Painting by Numbers“ offensichtlich. Grundsätzlich rockt der Song in der Strophe und Bridge ordentlich, macht dabei aber zu wenig Druck. An Melancholie jedenfalls mangelt es auch in diesem Song nicht, was man gerade an den ruhigen Stellen im Mittelteil des Lieds merkt.

„...Open End“ ist die bisherig rockigste Nummer auf der Scheibe. Treibend in der Strophe, nicht allzu melancholisch, jedoch wieder mit dem großen Manko Gitarrenklang. Gerade im Intro und der Bridge fehlen mir außerdem an der ein oder anderen Stelle ein paar Palm Mutes, die das Konstrukt noch ein bisschen voranzutreiben könnten. Das Ende hingegen lässt mich doch noch mitnicken. „Onepager“ wiederum ist mir am Anfang viel zu depressiv, was sich auf die gesamte Strophe ausweitet. Immerhin bekommt der Gesang jetzt einen etwas rockigeren Anstrich im Refrain. Und siehe da, im Break gibt es den Beweis, dass die Gitarren doch ganz cool klingen könnten. Schade nur, dass es sich nicht über die gesamte Länge streckt.

„The Ad“ beginnt mit einem Intro, das mich stark an METALLICA's „Orion“ erinnert. Auch hier macht sich durch vertrackte Rhythmen und leicht dissonante Gitarren jedoch wieder viel Depression breit. Irgendwie fehlt mir bisher auf dem Album ein richtiger Rocker, der von vorn bis hinten einfach nur mitzieht, auch wenn „The Ad“ kurze Momente aufweist, bei denen ich mich auch kurz (sehr kurz) beim Mitwippen erwische, aber für meinen Geschmack ist der gesamte Titel viel (sehr viel) zu lang. Kommt mit „Sideshow“ jetzt etwa der ersehnte Rocker? Es deutet sich im Intro an und bestätigt sich zumindest auch in der Strophe. Der Refrain allerdings enttäuscht mich doch, aber zumindest hört sich danach das Strophenriff etwas rockiger an und der Teil danach erinnert mich an die 90er METALLICA, speziell durch die Effekte auf dem Mic gegen Ende. Meiner Meinung nach bisher die beste Nummer auf Too Many Faces.

„Friendly Fire“ rockt dann nach FOO FIGHTERS-Manier los und überzeugt mich ebenso wie der Vorgänger im Songwriting. Die Jungs können also doch nicht nur melancholisch-depressiv, sondern auch rockig. Gut zu wissen. Denn mit „Proy“ schließen die Holländer wieder etwas dem alten Albumtrott verfallen Too Many Faces ab. Wer gern an verlassene Industriegebäude und Bahnhöfe denkt, wird am Anfang dieses Songs schön in Gedanken versinken können. Mich persönlich erinnert das Ganze stark an I LIKE TRAINS. Nicht mein Ding, weil es mich doch zu sehr runter zieht, auch wenn der Song am Ende nochmal etwas rockiger wird.

Fazit: Schade, viel Drive geht durch die schlechte Produktion der Gitarren verloren. Zu leise, zu künstlich; wenn es sich in Richtung FOO FIGHTERS oder METALLICA zu Load/Reload-Zeiten entwickelt hätte (wie es vom Songwriting her spitzenmäßig für „Sideshow“ und „Friendly Fire“ geklappt hätte), wäre ich auch bereit gewesen zwei, drei Punkte mehr zu geben. Mehr „Sideshow“, mehr „Friendly Fire“, mehr Druck auf den Sechssaitern und die nächste Veröffentlichung wird auch mich überzeugen.

Hörtipps: „...Open End“, „Sideshow“, „Friendly Fire“

Bewertung: 5,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Too Many Faces
2. Painting by Numbers
3. ...Open End
4. Onepager
5. The Ad
6. Sideshow
7. Friendly Fire
8. Proy

Besetzung
Vocals, Gitarre: Herman de Kok
Gitarre: Vincent Hekkert
Bass: Ferry Westdijk
Schlagzeug: Sven Spierings

Mittwoch, 7. Mai 2014

Lords of Banana


Vor ein paar Wochen hab ich fast eine Banane im Ganzen inhaliert. Der Grund? METALLICA haben einen neuen Song! Arbeitstitel: „Lords of Summer“. Fragt mich nicht warum. Der Song ist ja nicht mal im Sommer zum ersten Mal gespielt worden. Jetzt sehe ich euch langhaarige 80er-'tallikatzen-Fans schon wieder mit Billigbierdosen in der Hand headbangen und „Master of Puppets“ schreien.
Kürzlich habe ich ein Interview mit Käpt'n „Wah Wah“ persönlich gelesen (für alle unwissenden, es handelt sich um Kirk Hammett), der mir doch tatsächlich weiß machen wollte, dass es schon mindestens 900 Riffs für das nächste METALLICA-Werk geben soll. Dazu hätte ich ein paar Fragen:

1. Warum hat man dann bitte nicht schon früher was veröffentlicht? 6 Jahre, hallo?
2. Warum klingt „Lords of Summer“ wie ein von einem richtigen Produzenten überarbeitetes Death Magnetic? Und das schon in der Demoversion?
3. Sind die Riffs, die ich hier zu hören bekommen habe, die schlechtesten davon?

Und hier die Antworten und von wem sie gegeben wurden:

1. Mimimi. 3Dfilmtourgeldproblemezeitblablabla. (die Metallicats höchstselbst)
2. Death Magnetic war geil! Und überhaupt: Retro ist geil! (die 80er-'tallica-Fans)
3. Tja. Ich hoffe es. (Menschen mit Musikgeschmack)

Die Bandgeschichte zeigte bisher immer eine gewisse Entwicklung. Selbst in den 80ern (Hetfield wurde langsam zum Mann… okay, sehr langsam, aber er hat es noch bis zur ...And Justice for All geschafft) gab es eine Weiterentwicklung von Album zu Album. Als das dann erledigt war, hat man sich (nicht zuletzt auch durch die Einflüsse eines Jason Newsted) musikalisch anderweitig orientiert, wobei Load/Reload als bisheriger Höhepunkt zu sehen sind. Das Ganze endete, wie man ja sicher weiß, mit der Experimentierfreude um die S&M und das sehr gute Coveralbum Garage Inc. (wer hat da nicht auf ein neues Album gewartet?). Auch auf St. Anger kann man eine gewisse Evolution ausmachen, auch wenn viele Riffs anders produziert durchaus auch auf den zwei Vorgängern hätten landen können. Death Magnetic war dann so eine gewisse Midlife-Crisis/Will-wieder-jung-sein-Scheibe, die man vier Mitt-Vierzigern auch gern einmal nachsieht. Sollte sich das allerdings auf der nächsten auch andeuten (und das tut es im Moment), werde ich wohl leider eine Petition starten müssen, die die vier Herren hoffentlich wieder auf Kurs bringen würde (der Text wäre so etwas wie: „RE-RELOAD! JETZT! VERDAMMT NOCHMAL!“). Vielleicht bekomme ich ja ein paar Unterschriften zusammen. Wir werden sehen.

Bis bald,
euer Bobo